Petrusbriefe
Andere Schreibweise: Epistles of Peter / Letters of Peter (engl.)
(erstellt: Mai 2017)
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1. Der Bestand
Unter der Sammelbezeichnung „Petrusbriefe“ versteht man gemeinhin die beiden kanonischen Briefe im Neuen Testament, die dem Korpus der → Katholischen Briefe
Nach weit überwiegender Forschungsmeinung ist keine Schrift der historischen Person Simon Petrus auf uns gekommen. Bei allen Texten, die sich als vom Apostel verfasste Dokumente ausgeben, handelt es sich folglich um pseudepigraphische Werke, die von einem anderen Autor als dem angegebenen Verfasser verantwortet wurden (zum Facettenreichtum des Phänomens der → Pseudepigraphie
Da für die kanonischen Petrusbriefe, den → 1. Petrusbrief
2. Die kanonischen Briefe
2.1. Der Erste Petrusbrief
Der erste Petrusbrief ist ein pseudepigraphisches Schreiben, das unter dem Namen des Apostels vermutlich zu Beginn des 2. Jh.s n. Chr. verfasst wurde, um Gläubige zu ermutigen, die wegen ihrer Zuwendung zum Christentum unter Repressalien zu leiden hatten. Indem die im Text angesprochenen Adressaten diese Leiden auf sich nehmen, orientieren sie sich am Beispiel Jesu, der selbst litt, bevor er die Doxa (→ Herrlichkeit
2.2. Der Zweite Petrusbrief
Obwohl der Erste Petrusbrief in 2Petr 3,1
3. Die apokryphen Briefe
Der Brief des Petrus an Philippus lief vermutlich nicht als eigenständiges Schreiben um, sondern als Teil eines größeren Erzählwerkes. Denn er bildet im überlieferten Zusammenhang die Einleitung zu einer Schrift, der er den Namen gab (NHC VIII, 2, Text: Meyer,
Der Brief des Petrus an Jakobus will nach Ausweis des Textes als Begleitschreiben zu Büchern mit Predigten des Apostels Petrus verstanden werden. Mit dem Schreiben beschwört Petrus → Jakobus
4. Gab es eine Petrusschule?
Weder die beiden kanonischen Petrusbriefe noch die beiden Briefeinlagen aus der apokryphen Literatur oder die Petrusbriefe insgesamt bildeten ursprünglich gemeinsam eine Gruppe von Petrusbriefen. Die Rede von „den Petrusbriefen“ bedient sprachlich eine sekundäre Ordnungseinheit, mit der in der Regel die beiden kanonischen Petrusbriefe zusammengefasst werden, obschon diese nicht viel miteinander gemein haben. Damit wird nicht in Abrede gestellt, dass sich der Zweite Petrusbrief in 2Petr 3,1
Der Zweite Petrusbrief unterscheidet sich vielmehr inhaltlich wie formal und stilistisch von seinem Vorläufer. Das gibt der Text schon im Briefeingang zu erkennen. Denn obwohl dessen Autor an das Präskript des Ersten Petrusbriefes anknüpfte, variierte er dieses auch, wobei er zugleich die Kenntnis des → Judasbriefs
Die Adressatenangaben unterscheiden sich zwar deutlicher, der Eingangsgruß lehnt sich aber wieder an den jeweiligen Vorläufer an. Jud 2
Hier zeigt sich die Tendenz der späten kanonischen Pseudepigraphen, sich über Signale im Briefeingang in eine Linie mit vorausliegenden Entwürfen zu stellen. – Dabei unterscheiden sich die Paulus-Pseudepigraphen im Präskript jeweils auch geringfügig von der für → Paulus
Die kanonischen Pseudepigraphen verdanken sich daher weniger einer Paulusschule oder gar einer Petrusschule, wenngleich aufgrund der Brieffiktion engere Berührungen mit Texten zu finden sind, die dem gleichen Autor zugewiesen werden, als vielmehr den jeweiligen pseudepigraphischen Vorbildern. Die ersten Pseudepigraphen boten demnach ein Beispiel, das Schule machte. Auch unter Hinzuziehung der petrinischen Schriften, die nicht der Briefgattung zugehören, ergibt sich nicht das Bild einer Petrusschule (zur gebotenen Zurückhaltung hinsichtlich möglicher frühchristlicher Schulen in neutestamentlicher Zeit vgl. Schmeller, 2001). Petrus wurde schlicht aufgrund seiner Stellung im Jüngerkreis zu einer zentralen Figur im frühchristlichen Schrifttum. Dabei wurde er nicht nur als Erzählfigur, sondern auch als angeblicher Urheber der Überlieferung bzw. frühchristlicher Literatur angesprochen.
Literaturverzeichnis
1. Verwendete Literatur
Bethge, H.-G., 2003, Der Brief des Petrus an Philippus (NHC VIII,2), in: H.-M. Schenke / H.-G. Bethge / U.U. Kaiser (Hgg.), Nag Hammadi Deutsch. Eingeleitet und übersetzt von Mitgliedern des Berliner Arbeitskreises für Koptisch-Gnostische Schriften. 2. Band: NHC V,2 – XIII,1, BG 1 und 4 (GCS 12), Berlin, 663-676
Brankaer, J. / Bethge, H.-G. (Hgg.), 2007, Codex Tchacos. Texte und Analysen (TU 161), Berlin
Frey, J. u.a. (Hgg.), 2009, Pseudepigraphie und Verfasserfiktion in frühchristlichen Briefen – Pseudepigraphy and Author Fiction in Early Christian Letters (WUNT 246), Tübingen
Irmscher, J. / Strecker, G., 61997, Die Pseudoklementinen, in: W. Schneemelcher (Hg.), Neutestamentliche Apokryphen in deutscher Übersetzung. II. Band: Apostolisches, Apokalypsen und Verwandtes, Tübingen, 439-488
Janßen, M., 2003, Unter falschem Namen. Eine kritische Forschungsbilanz frühchristlicher Pseudepigraphie (ARGU 14), Frankfurt a. M.
Meyer, M.W., 1991, NHC VIII, 2: The Letter of Peter to Philip, in: J.H. Sieber (Hg.), Nag Hammadi Codex VIII (CoptGnL; NHS 31), Leiden, 227-251
Rehm, B. / Strecker, G. (Hgg.), 31992, Die Pseudoklementinen. I: Homilien (GCS), Berlin
Rehm, B. / Strecker, G. (Hgg.), 21994, Die Pseudoklementinen. II. Recognitionen in Rufins Übersetzung (GCS), Berlin
Schmeller, T., 2001, Schulen im Neuen Testament? Zur Stellung des Urchristentums in der Bildungswelt seiner Zeit. Mit einem Beitrag von Christian Cebulj zur johanneischen Schule (HBS 30), Freiburg i. Br.
Wehnert, J., 2010, Pseudoklementinische Homilien. Einführung und Übersetzung (Kommentare zur apokryphen Literatur 1 / 1), Göttingen
Wehnert, J., 2015, Der Klemensroman (Kleine Bibliothek der antiken jüdischen und christlichen Literatur), Göttingen
2. Literaturempfehlungen
Frey, J. u.a. (Hgg.), 2009, Pseudepigraphie und Verfasserfiktion in frühchristlichen Briefen – Pseudepigraphy and Author Fiction in Early Christian Letters (WUNT 246), Tübingen
Schmeller, T., 2001, Schulen im Neuen Testament? Zur Stellung des Urchristentums in der Bildungswelt seiner Zeit. Mit einem Beitrag von Christian Cebulj zur johanneischen Schule (HBS 30), Freiburg i. Br.
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